Montag, Oktober 23, 2006

Böses, böses Internet

Ich hätte zu gerne die Gesichter in den Chefetagen der Filmstudios, Plattenfirmen und Verleihbetrieben gesehen, als ihnen die jüngste Erhebung des Instituts "ipoque" auf den Tisch geflattert kam, welche nüchtern feststellte, dass bereits bis zu 70 Prozent des gesamten Datenverkehrs im deutschen Internet aus Filesharing besteht. "All das schöne Geld", werden sie gejammert haben, "das wir in Abschreckungsfilmchen gesteckt haben - vergeudet". Dann traten ihnen Tränen in die Augen und sie entleibten sich mit einem RootKit. Hm, DAS wäre schön.

Der Lindwurm zählt zu jener Minderheit, die sich keine Filme oder geschützte Musikstücke aus dem Netz saugt. Warum nicht? Weil das altmodische Gewürm auf Bild- und Tonqualität wert legt und nicht sonderlich scharf darauf ist, den neuesten Verblödungsmist aus Hollywood in mieser Auflösung mit miesem Sound auf einem kleinen Computerbildschirm zu sehen. Wenn es um Musik geht, erwirbt der Lindwurm, wenn er mal Kohle hat, CDs, da er gerne ein Cover in der Hand hat, womöglich noch eines mit gut gestaltetem Booklet. Auch klingen die gesaugten MP3-Files doch ein wenig schlechter als gut abgemischt CDs oder gar Schallplatten.

Dennoch vergönne ich der Industrie den Misserfolg ihrer lästigen Anti-Filesharing-Werbung. Es geht mir schlicht auf die Nerven, mir bei jeder DVD und bei jedem Kinobesuch enddoofe Spots über die bösen Raubkopierermassenmörderkinderschänder ansehen zu müssen. Die lieben Musik- und Filmproduzenten haben wohl gedacht, das Publikum ungestraft immer weiter mit Scheiße füttern zu können und dafür auch noch doppelt und dreifach zu kassieren. Was mir ja am besten gefällt: Ausgerechnet die Zielgruppe, die darauf dressiert wird, für künstlich erzeugte Bedürfnisse viel Kohle auszugeben, also die 13- bis 25Jährigen, sind die intensivsten Nutzer von Filesharing-Netzwerken. Man ist ja bescheiden geworden, und so freut einen schon dieser kleine Stich ins Herz des Monsters, dieses herzhafte "Ja" zur "Kriminalität" von Millionen Internetnutzern rund um den Globus.

2 Comments:

Blogger Philipp H. said...

Auch ich zähle zu jener Minderheit, die nicht wirklich von den vorhandenen Möglichkeiten zum illegalen Erwerb von Musik und Filmen Gebrauch macht. Trotzdem kann ich die hilflosen Versuche der jeweiligen Branchen nachvollziehen, die den stattfindenden Missbrauch beklagen und einzudämmen versuchen. Ein wenig teile ich deine Schadenfreude freilich dennoch.

4:35 PM  
Anonymous Anonym said...

Ja,mir kommt auch vor,dass die Stretchlimousinen der Stars um ein bis zwei Zentimeter kleiner wurden,seit dem massiven Verdienstentgang,den sie durch´s Internet haben.Da verstehe ich es gut,wenn ein Raubkopierer(igitt)aus seiner Substandardwohnung mit Gewalt abtransportiert wird und dann ein paar Jahre im Hochsicherheitsgefängniss schmoren darf,für die Frechheit.Madonna,z.B.muss sich schon billige Kinder aus Afrika adoptieren,weil es nicht mehr zu den teureren,europäischen Blagen reicht!
Schlimm,das;)
sunburn

1:56 AM  

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