Mittwoch, August 23, 2006

Österreich hat keine Wahl

Am 1. Oktober sollen wir Österreicher unserer demokratischen Bürgerpflicht nachkommen und ein neues Parlament wählen. Aber wen soll man unterstützen? Wen KANN man wählen?

-Die ÖVP?
Soll ich mein Kreuz bei der Österreichischen Volkspartei, die derzeit den Kanzler stellt, machen? Bei der Partei, deren Vorsitzender bewiesen hat, dass man Brillen auch auf dem Arsch tragen kann? Deren Chef kürzlich Kritik an der Tatsache, dass seine Frau Schwiegermutter von einer illegal beschäftigten und mit "Kost und Logis" entlohnten slowakischen Haussklavin gepflegt wurde, mit den schönen christlich-sozialen Worten "wer sich mit mir matchen will, soll nicht meine angeheiratete Famile angreifen" zurückgewiesen hat? Soll ich also diese Partei, die außer Heuchelei und ekelhafter Volkstümelei noch beinharten Sozialabbau, Homophobie und klerikalfaschiste Traditionen zu bieten hat, wählen? Mal kurz überlegen: NEIN!!!!

-Die SPÖ?
Oh wie lieb, der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei Österreichs, Alfred Gusenbauer, diese selten attraktive Mischung aus Weinkenner und Karriereministrant, verspricht von Plakaten herunter "Ausbildungsplätze für jeden Jugendlichen" und eine "Steuersenkung um 50 Euro". Da juckt es mich fast schon im Ankreuzfinger. Aber nur fast, denn die Oppositionspolitik dieser Partei war in den vergangenen sechs Jahren in etwa so effizient wie jene der Blockflöten in der ehemaligen DDR. Und da wäre noch diese Kleinigkeit mit der BAWAG, jener Bank, die vom SPÖ-dominierten Österreichischen Gewerkschaftsbund samt Streikfonds ins Klo gespült wurde, während "verdiente", also den Anus des Apparats hochgekrochene SPÖ- und ÖGB-Funktionäre in der Wiener Innenstadt Penthäuser zum Schleuderpreis abgriffen. Man addiere dazu noch die immer wieder mal vorkommenden antisemitischen und ausländerfeindlichen Wortspenden diverser "roter" Lokalpolitiker und schon möchte man lieber Dauerkotzen, als diese Partei zu wählen.

-Die Grünen?
Bin ich ein doppelverdienendes Lehrerehepaar aus dem 7. Wiener Gemeindebezirk ohne Bezug zur Realität? Bin ich nicht, weshalb also sollte ich diese Bobo-Truppe unterstützen?

-Die FPÖ?
Das ist jetzt ein wenig verwirrend. Unter "FPÖ" sind die original fidelen Freiheitlichen, also die Freiheitliche Partei Österreichs unter Führung von Heinz Christian (H.C.) Strache, zu verstehen. Strache spricht und gestikuliert so manisch wie ein Kokainist kurz vor dem Nervenzusammenbruch. Auf seiner Homepage wie auch bei jedem seiner öffentlichen Auftritte spult er das übliche rechte bis rechtsextreme Programm runter, will also keine Ausländer mehr ins Land lassen, "Sozialschmarotzer" an die Arbeitsfront schicken, Kinderschänder kastrieren und den Dritten Weltkrieg auslösen. Wenn ihn jemand beleidigt, fordert er ihn zum Fechtduell, ganz Edelmann, der er als gelernter Zahntechniker nun einmal ist. Kurz: Eine realsatirische Partei für die ganz Dummen (und für Nazis). Meine Stimme kriegen die erst, wenn der Papst öffentlich eingesteht, dass er schwul ist.

-Das BZÖ?
Verwirrung Teil 2. Das "Bündnis Zukunft Österreich" hat sich auf Befehl seines Führers, des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider, von der FPÖ abgespalten, als klar wurde, dass die Parteifinanzen aus dem Ruder liefen und nicht alle FPÖler ihrem Jörg bis in den Tod zu folgen bereit waren. Diese Truppe tritt jetzt unter der jeglichem Copyright Hohn sprechenden Bezeichnung "Die Freiheitlichen - Liste Westenhaler - BZÖ" an und hofft, mit diesem Trick die gar nicht so kleine Gruppe der rechtsextremen Analphabeten zum Ankreuzen des falschen Kästchens bewegen zu können. Haider lässt Peter Wesenthaler, der einst, als er dem Führer verfiel, seinen böhmischen Namen Hojac eindeutschen ließ, antreten, denn das Risiko, dass diese Fun-Partei den Sprung ins Parlament nicht schafft, ist groß. Niederlagen kann Haider aber nicht ab, da wird er ganz wuschig und muss Tabletten schlucken, also schickt er den Intelligenzgiganten aus Wien Simmering ins Rennen. Die bisherigen Wahlkampftöne ähneln jenen der original fidelen FPÖ zum Verwechseln. Hojac, pardon, Westenthaler will "300.000 Ausländer abschieben" und fordert - Überraschung - "keine Gnade für Kinderschänder". Ausländer und Kinderficker, was anderes scheinen diese Herren nicht im Kopf zu haben. Das Arschgeigenduell Strache versus Westenthaler ist eröffnet, meine Stimme kriegt keiner von diesen seltsamen Schreihälsen.

-Die KPÖ?
Die gibt es auch noch. Spitzenkandidat der Kommunistischen Partei Österreichs ist der Kärntner Berufsslowene Mirko Messner. Irgendein Programm haben die wohl, doch das wird von zwei Dissidenten aus Wiener Neustadt, die ihrerseits im Clinch mit drei steirischen Eurokommunisten liegen, welche wiederum den 50 Wiener Genossen antideutsche Abweichungen attestieren, abgelehnt. So wählbar wie eine zugeschissene rote Fahne.

-Liste Hans Peter Martin?
Der ehemalige Journalist, der seine Kollegen im Europaparlament abhören ließ und dafür von der "Kronen Zeitung" als Held abgefeiert wurde, wird vom Herausgeber eben dieses Revolverblattes, Hans Dichand, ins Rennen geschickt und heftig medial protegiert. Der Mann kann gut schreiben und hat einst die Debatte um die Globalisierung quasi im Alleingang mit seinem Buch "Die Globalisierungsfalle" gestartet. Ansonsten gibt es über ihn zu berichten, dass ihn keiner, der ihn je persönlich getroffen oder gar mit ihm beruflich zu tun hatte, leiden kann. Seine politischen Ansichten schwanken irgendwo zwischen Oskar Lafontaine und Winnetou, aber er ist immer gut frisiert und trägt annehmbare Anzüge. Soll man ihn wählen? Ich rate ab.

Sie sehen also, Österreich soll zwar wählen, hat aber keine Wahl.

2 Comments:

Anonymous Anonym said...

:-))))))))
SUPER!Wieder mal GAAANZ grosses Tennis! Weiter so!

7:23 PM  
Anonymous Anonym said...

Nun, die Blockflöten in der DDR waren nie in der Opposition. Zur "Wahl" stand dort immer die Einheitsliste der "Nationalen Front des Demokratischen Deutschlands", später der "Nationalen Front der DDR". So hießen die wirklich. Und auf dieser Einheitsliste standen die vorher ausgemurmelten "Kandidaten" von SED, CDU, LDPD, NDPD UND DBD bunt durcheinander. Daher der Name "Blockflöten", als Block ins Scheinparlament gewählt und dort gemeinsam geflötet.

Noch eine Randbemerkung: "ehemalige DDR" klingt genauso so ulkig wie "tote Leiche".

12:20 PM  

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