Freitag, September 01, 2006

Herr Strutz, gehen sie bitte scheißen!

Fressen...Kotzen. Aus dem "standard":

Klagenfurt - Die Volksschule Kamp 1148 Meter hoch über dem Lavanttal wird privat geführt und bezahlt. Die vormals öffentliche Schule wurde wegen Kindermangels geschlossen. Heuer hätte man die erforderliche Zahl von zehn Volksschülern wieder erreicht, um als Expositur neu eröffnet zu werden. Ein elftes Kind wurde vom orange-freiheitlichen Schulreferenten Martin Strutz abgelehnt: Das Mädchen ist Polin. In einem Schreiben an den Kamper Elternvereinsobmann Franz Dorner (das Schreiben liegt dem Standard vor) schreibt Strutz: "Weiters darf ich darauf hinweisen, dass ausländische Kinder, die der deutschen Sprache nicht mächtig sind und daher die Qualität des Unterrichts massiv beeinträchtigen, nicht akzeptiert werden können."

"Eine Frechheit", ist Dorner empört: "Das sind EU-Bürger." Bei der Familie handelt es sich um einen polnischen Akademiker, der mit seiner hochschwangeren Gattin und seiner Tochter nach Kamp gezogen wäre, um von dort aus sein Zweitstudium an der Universität Graz (Josef K. ist Soziologe) zu beenden. Die Familie K. lebte davor bereits zwei Jahre in der steirischen Landeshauptstadt. In Kamp wäre den Polen dank des Elternvereins eine Gratiswohnung angeboten worden. In der Vorwoche habe man den Hauptwohnsitz dort angemeldet. "Eine Stunde danach gab es bereits massiven Druck auf die Familie", erzählt Dorner. Zuerst habe die Bürgermeisterin Ingrid Hierzbauer von Sankt Gertraud/ Frantschach, zu dessen Schulsprengel Kamp gehört, interveniert. Danach seien "Drohanrufe aus Klagenfurt" gekommen, die die polnische Familie verängstigt hätten.

Am vergangenen Donnerstag seien diese dann offenbar so schlimm geworden, dass Familie K. eiligst die Koffer packte und nach Polen zurückkehrte, berichtet der Kamper Elternvereinsobmann: "Er sagte, er wolle nie wieder etwas mit Österreich zu tun haben."

Drohanrufe

Martin Strutz rechtfertigt sein Vorgehen damit, dass das Kind nicht deutsch könne und einen eigenen Stützlehrer gebraucht hätte. Das wäre zu teuer und hätte die Qualität des Unterrichts beeinträchtigt. In der öffentlichen Volksschule St. Gertraud/Frantschach hätte es einen solchen gegeben.

Außerdem habe der Verdacht bestanden, dass sich die private Volksschule Kamp mit dem polnischen Kind das Öffentlichkeitsrecht zu erschleichen versuche. Das sei im Vorjahr passiert, wo eine Familie mit ihrem Kind dann wieder abgesprungen sei.

Deshalb habe man in diesem Jahr auch eidesstattliche Erklärungen zum Schulbesuch von allen Kamper Eltern verlangt. Bisher seien nur neun eingelangt. Dazu Elternvereinsobmann Franz Dorner: "Stichtag ist der 11. September. Eine Familie ist noch auf Urlaub. Und die Polen hat man uns vertrieben".

Der Vizepräsident des Landesschulrats, Rudolf Altersberger (SP), ist empört: "Ein skandalöses Vorgehen. Für das polnische Kind waren Sprachstunden bereits organisiert."(Elisabeth Steiner/DER STANDARD-Printausgabe 02.09./03.09.2006)