Donnerstag, August 24, 2006

Natascha Kampusch

Ok, es ist nicht originell, auch hier über den Fall Natascha Kampusch zu schreiben, wo doch alle Medien in diesen Tagen voll damit sind, aber da führt kein Weg daran vorbei.

Acht Jahre. Acht fucking Jahre! Eingesperrt in einem Reparaturgraben einer Garage, den der Täter zu einem schalldichten Verließ umgebaut hatte. Wer kann ermessen, was es für ein zehnjähriges Kind bedeutet, in ein Auto gezerrt zu werden, weg gebracht zu werden von Eltern und Freunden, und dann in dieser unterirdischen Hölle auf Erden einem gestörten Fremden ausgeliefert zu sein? Ob der Entführer die Kleine auch sexuell missbraucht hat, ist zur Zeit noch ungewiss. Die Polizei spricht nur vage von "körperlichen Misshandlungen". Beim ersten Wiedersehen mit ihrem Vater hat Natascha diesen erkannt und geweint. Sie ist also nicht verrückt geworden, nicht völlig zerbrochen. Tapferes Mädchen!

Der 44-jährige Helmut P., der dieses wohl aufsehenerregendste Verbrechen der österreichischen Nachkriegsgeschichte zu verantworten hatte, hat sich umgebracht. Das ist keine gute Nachricht, erschwert es doch die Aufklärung, und es bleibt vorerst die Frage, ob der Mann wirklich alleine gehandelt hat. Immerhin war das "Gefängnis" mit großem Aufwand umgebaut worden. Es gab in dem Loch ein Klo, ein Bett, ein Bücherregal und eine Dusche. Die Polizei hat viel Arbeit vor sich.

Wie das Amen nach dem Gebet melden sich jetzt in diversen Internetforen jene unangenehmen Zeitgenossen zu Wort, die den Fall zum Anlass nehmen, um ihrer sadistischen Fantasie durch Vorschläge und Anregungen, wie denn der Täter, hätte man ihn lebend zu fassen gekriegt, zu behandeln wäre, freien Lauf lassen. Der virtuelle Lynchmob steht verlässlich bereit und schreit nach Folter und Todesstrafe, nicht wissend, dass er denselben Impulsen folgt, wie der Entführer. Ohne jetzt lang und breit darauf einzugehen: Folter und Todesstrafe gehen gar nicht. Punkt. Es kann in Ausnahmesituationen Sinn machen, jemanden umzubringen. Aber gesetzlich sanktioniertes Töten ist nicht weniger barbarisch, als die Untaten des Herrn P. und seiner "Kollegen".

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Die Massen (und mich) fasziniert eben dieser Fall - was wunder, bei dieser Ausstrahlung von Frau Kampusch...Ich habe dazu einen Beitrag geschrieben, lest selbst.

1:05 PM  

Kommentar veröffentlichen

<< Home