Donnerstag, Oktober 05, 2006

Österreich 2006 - Schläger, Antisemiten, Abschaum

Es ist Herbst, und mich beschleicht Melancholie. Nicht wegen des Wetters, sondern wegen der Lage in Österreich. Der Generalsekretär der ÖVP, Reinhold Lopatka, hat kürzlich in einer Presseaussendung die Kampagne der SPÖ als "US-israelischen Schmutzkübel-Wahlkampf" bezeichnet. Noch in der Wahlnacht wurde Presseberichten zufolge der Sprecher von Justizministerin Karin Gastinger vom Leibwächter des BZÖ-Chefs Peter Westenthaler krankenhausreif geprügelt. Gastinger war eine Woche vor der Wahl aus dem BZÖ ausgetreten, weil sie den ausländerfeindlichen Kurs von Westenthaler und Haider nicht mehr mittragen wollte. Westenthaler, der als Klubchef des BZÖ im Parlament eines der höchsten politischen Ämter in Österreich innehaben wird, soll seinen persönlichen Gorilla mit den Worten "Hauts die Oaschlöcha ausse" angefeuert haben.

So sieht also die politische Kultur in Österreich im Jahr 2006 aus. Ich danke ausdrücklich Noch-ÖVP-Vorsitzendem Wolfgang Schüssel dafür, dass er diesen Abschaum an die Hebel der Macht geholt hat. Aber was kann man von einem Mann erwarten, der sich offenbar einen echten Antisemiten als Generalsekretär hält?

Wenn höchstrangige Politiker antisemitischen Unsinn von sich geben dürfen, ohne Konsequzenzen tragen zu müssen und die Simmeringer Betonföhnwelle SA-Methoden anwendet, dann darf man sich nicht wundern, wenn das auch nach unten durchschlägt. Meine Gattin ist das, wogegen BZÖ-Westenthaler und die Konkurrenzfaschisten von der FPÖ wahlgekämpft haben: Ausländerin. Jeden Tag, wenn sie zur Arbeit geht, muss sie an den Aufklebern mit der Aufschrift "Heimreise statt Einreise", die ein echter Deutschkärntner auf Laternenmasten vor unserem Haus geklebt hat, vorbeigehen. Des Lindwurms Eheweib spricht übrigens vier Sprachen und hat sich von der Putzfrau zur Chefrezeptionistin in einem großen Hotelleriebetrieb hochgearbeitet. Und das in einem Land, das laut Jörg Haider "einsprachig wird". So ein Luder!

Die erwähnten Aufkleber stammen von der "Aktionsgemeinschaft für eine demokratische Politik" (AFP), einer Neonaziorganisation, die regelmäßig in Kärnten Treffen abhält. Die "Austria Presse Agentur" hatte im Jahr 2004 von so einem Trefen berichtet und die führenden Teilnehmer mit Sätzen wie "Der ewige Jude gehört ausgemerzt" zitiert. Es kam zu gerichtlichen Voruntersuchungen gegen die Nazis, aber die wurden eingestellt. Dem Vernehmen nach soll sich ein Untersuchungsrichter gegenüber einem APA-Journalisten antisemitisch geäußert haben ("es stimmt doch, dass die Juden in Amerika zuviel Macht haben").

Aber zurück zu den kleinen Dingen, die dem deklariert antifaschistischen Lindwurm und seiner Ehefrau so viel Freude bereiten: Eine Woche lang wurde die Winschutzscheibe unseres Autos mit Hundekot beschmiert. Dies hörte erst auf, als der Lindwurm zu fauchen begann und den anderen Parteien im Mietshaus mit der Polizei und weitergehenden Vergeltungsmaßnahmen drohte. Doch diejenigen, die Ausländer nicht ertragen, lassen nicht locker. Regenschirme, die vor der Wohnungstür zum Trocken gelassen werden, verschwinden. Dem Fahrrad meiner Frau wurde zuerst die Luft aus den Reifen gelassen, dann wurde es versteckt. Den Mut, uns etwaige Kritik ins Gesicht zu sagen, haben der/die Täter nicht. Echte deutschkärntner Arschlöcher halt, feige, hinterfotzig und verschwiegen.

3 Comments:

Anonymous Anonym said...

Traurig das zu Lesen und wieder werden meine Vorurteile gegenüber Kärnten gefestigt. Eigentlich sind es aber keine Vorurteile, sondern es ist ein Urteil, dass ich mir gebildet habe aus vielen Fakten zusammengestellt über die Jahre, die zu dem Ergebnis führen, dass ich Kärnten nicht verstehe, dass ich [vorsichtig geschätzt] 50% der KärntnerInnen nicht verstehen kann, weil deren Anschauungen soweit abseits dessen liegen, was meiner Meinung nach notwendig wäre, um ein Zusammenleben von Menschen auf diesem Planeten in einer "halbwegs" positiven Atmosphäre zu ermöglichen. maxfantasie

2:37 PM  
Blogger Philipp H. said...

Anbetracht deiner Schilderungen der Zustände in deiner Kärntner Umgebung läuft mir neulich ein kalter Schauer über den Rücken, wenn ich daran denke, dass sich die Volkspartei weiterhin nicht dazu bemüßigt fühlt, eine neuerliche Zusammenarbeit mit dem BZÖ dezidiert auszuschließen.

Armes Kärnten, armes Österreich.

6:24 PM  
Blogger Unknown said...

Eine Zusammenarbeit mit dem BZÖ wrden die niemals auschließen. Das BZÖ ist doch der perfekte Steigbügelhalter und die rassistischen Rülpser sind der ÖVP doch eh recht, da können sie sich schön daran abputzen.

3:59 AM  

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