Montag, November 20, 2006

Amoklauf: Gelernt, ein "Verlierer" zu sein


"Das einzigste, was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin". Diesen grammatikalisch nicht ganz koscheren Satz aus dem Abschiedsbrief des 18jährigen, der am Montag in einer Realschule im Münsterland um sich schoss, mehrere Menschen verletzte und sich schließlich umbrachte, sollte man sich merken. Was ist dem jungen Mann widerfahren, dass er sich für einen "Verlierer" hält, einen loser, der nur noch mit der Waffe in der Hand meint, sein Selbstwertgefühl wiederherstellen zu können? Wird diese Frage gestellt werden? Oder werden die Politiker, die Berufswortspender und die Medienschreihälse doch wieder bloß die Schuld weit von sich und vom System weisen? Wer wird diesmal "verantwortlich" sein? Computerspiele? Rockmusik? Horrorfilme? Alleinerziehende Mütter? Die Mondphasen? Die Sündenbockjagd ist eröffnet. Die Brutalisierung der Gesellschaft durch immer mehr und immer mehr zur Normalität werdende "Friedenseinsätze" der Bundeswehr und durch den Abbau des Sozialstaates sowie die hurtig vorangetriebene Unterteilung der Menschen in "nützliche Gewinner" und "unnütze Schmarotzer", sprich "Verlierer - all das hat niemals nicht etwas mit der Zunahme solcher Wahnsinnstaten zu tun, nicht wahr?

1 Comments:

Anonymous Anonym said...

Interessanterweise schien der Jugendliche gar nicht mal so untalentiert,wenn man seine selbstgedrehten videos ansieht...Gerade eben kam im TV das höchstwahrscheinlich die brutalen Computerspiele Schuld am Amoklauf waren :-)
Zur Winner/Loser Diskussion kann ich nur folgendes sagen:In meinem Leben habe ich viele "Gewinnertypen"kennengelernt(oft gezwungenermassen) und mich mit vielen"Losertypen"unterhalten(Penner,Sandler,was auch immer)Der Unterschied ist,das die Diskussionen/Gespräche mit den "Randexistenzen"stets kurzweiliger,interessanter und aufschlussreicher waren als jedes Gespräch mit einem der vielgepriesenen Gewinner.Die schöne Fassade ist nämlich meistens nur ein Hohlraum der mit minimaler Lebenserfahrung und maximalen geistigen Flatulenzen gefüllt ist.
Leere Superbankmanager mit der Moral einer hungrigen Hyäne und ihre supergestylten,magersüchtigen Modelfreundinnen mögen dem Zeitgeist entsprechen,mir jedenfalls könne diese "Winner"die Kimme lecken;-)

Greets

Chris

7:07 PM  

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