Vor einigen Jahren nahm der Lindwurm in seiner Teilzeitfunktion als Journalist an einer Strategietagung führender Alt- und Neonazis teil, die sich im kärntner Ort Feldkirchen getroffen hatten, um über geopolitische Perspektiven zu beraten. Diese strammen Freunde der deutschen Sache tönten weitgehend so, wie man es von Nationalsozialisten gewohnt ist, nannten den Hitler also einen guten Mann, titulierten Juden als "Saujuden", sahen die USA als "verjudet" und daher abgrundtief schlecht an und hegten ein großes Misstrauen gegen die "Systempresse". Die sei nämlich durch und durch "zugejudet", ergo unlesbar und reine Propaganda. In einem Punkt überraschten die braunen Freaks den Lindwurm jedoch: Waren Nazis früher einmal nicht gerade als große Freunde des russischen Volkes bekannt - was sie unter anderem durch das Umbringen von 20 Millionen Russen untermauerten - und ordneten sie die "slawischen Untermenschen" irgendwo über den Juden, aber unter den Affen ein, so hatte sich die rechtsextreme Sichtweise Russlands offenbar stark gewandelt. Wohl unter der Erkenntnis leidend, dass aus Deutschland in absehbarerer Zeit keine militärische Supermacht, welche die Welt erneut im Alleingang ins Unglück stürzen könnte, werden würde, hatten sich diese Nazis eine neue Weltbeherrschungsfantasie gestrickt: Eine "großrassische Zusammenarbeit der nichtjüdischen Völker von Wladiwostok bis Gibraltar" solle als Strategem dienen, um die "Vorherrschaft der USA" zu brechen. In Gesprächen mit einzelnen Teilnehmern der kotfarbenen Zusammenkunft erfuhr der Lindwurm, dass man in diesen Kreisen inzwischen nicht nur die einst als Sklavenvolk ausgemachten Russen als Menschen zu akzeptieren bereit ist, sondern vor allem auf den russischen Präsidenten Wladimir Putin größte Stücke hält. Der sei "ein echter Führer", nicht ganz so echt und groß zwar wie Adolf, aber immerhin kein "Judenknecht" und außerdem die einzige Hoffnung im Kampfe gegen die teuflischen Vereinigten Staaten. Wieder und wieder wurde Putin von den Nazis gelobt und gepriesen, bis dem Lindwurm schon ganz schwindlig wurde.
Nach dem Besuch der Nazi-Convention begab sich der Lindwurm für ein paar Jahre unter die Dusche, um den Gestank wegzuwaschen, doch allein: der wollte nicht weichen! Die Wasserrechnungen wurden schier unbezahlbar, doch es roch immer noch streng, ja der Duft des Braunen wurde immer stärker, bis das Reptil endlich kapierte, dass es nicht der alte Dreck aus Feldkirchen war, der da müffelte, sondern Exkremente neueren Datums. Der Wurm schnupperte und witterte, bis er zumindest eine Quelle der unangenehmen Ausdünstungen lokalisiert hatte: Die Foren der Internetausgabe der österreichischen Tageszeitung "der standard". Dort agitieren Amerikahasser und Israelfeinde dermaßen lustvoll, dass ihr Grunzen auch in des Lindwurms Höhle nicht mehr ausgeblendet werden kann. Das jüngste Beispiel: Putin hatte bei der 43. Münchner Sicherheitskonferenz die grobe Kelle ausgepackt und dem Westen gedroht. Man werde eine "monopolare Weltordnung" nicht hinnehmen, die`NATO provoziere ein "neues globales Wettrüsten" und Russlands "ökonomische Macht" werde sich auch "politisch äußern", polterte der Ex-KGBler. Diese eher schlichten Aussagen haben einen wahren Sturm der Begeisterung bei großten Teilen der Posterschaft des "standard" ausgelöst. Der Jubel war beinahe so groß wie er es nur dann ist, wenn die Terrorbanden im Irak (laut Les- und Schreibart der standard-Poster "der Widerstand") mal wieder ein paar hundert Zivilisten in die Luft sprengen oder wenn die Hizhbollah oder die Hamas Raketen auf Israel regnen lassen. "Putin hat Recht" begannen viele Poster ihre Ergüsse, die von primitiven Gleichsetzungen von George Bush mit Schimpansen über die antisemtische Stichelei, es müsse doch was dran sein, wenn "die Menschen" in Umfragen "stets die USA und Israel als größte Bedrohung des Weltfriedens" bezeichneten bis hin zur wohlfeilen moralischen Verurteilung der USA als "Sklavenhalter" und "Indianermörder" reichten. Letztes findet der Lindwurm besonders bezeichnend für die Pathologie des Amerikahasses, waren doch die aktivsten Ausrotter der indigenen Bevölkerung des amerikanischen Kontinents nicht die Vereinigten Staaten, sondern die Vertreter von Good Old Europe, die europäischen Eroberer, welche die Bevölkerung Amerikas in wahren Blutbädern abschlachteten lange bevor auch nur die Idee für einen Staat namens USA geboren war. Jene Dumpfbacken, die "Indianermörder" oder "Genozid" rufen, mögen sich also vor allem an ihre eigenen Vorfahren halten, wenn es ihnen ernst wäre mit ihrem sehr verspätetem Mitleid, was es aber nicht ist, denn es geht natürlich um nichts anderes als um den Versuch einer Aufrechnung nach dem Muster: "Sind wir nicht alle ein bisschen Nazi?"
Sind wir nicht, auch wenn das den echten Nazis und deren strohdummen Stichwortlieferanten vom linksextremen Eck nicht passen mag. Der Eindruck aber, dass viel zu viele Nazis herumlaufen, ergibt sich Tag für Tag auf´s neue bei der Lektüre der Postings im standard. So wurde etwa die Meldung, wonach man in Shanghai erwäge, den dorthin vor den Nationalsozialisten geflohenen Juden eine Gedenkstätte zu errichten, sofort mit dem zu erwartenden Hohn bedacht. "Und in China ist gerade ein Sack Reis umgefallen", kommentierte der User "Petzibär". Solche Leute sind es, die einem das Lesen des Onlinestandards zum Missvergnügen machen, denn den Lindwurm graust es immer mehr vor der sich formierenden braun-roten Bande, die heute noch dem Mörder von Opositionellen und Journalisten, Wladimir Putin, zujubelt und morgen vermutlich schon mit den russischen Nationalbolschewiken von Eduard Limonow gemeinsame Sache macht.