Dienstag, November 28, 2006

Von Menschen und Schweinen


"Mensch oder Schwein", so hat einst die RAF den Trennstrich gezogen. So einfach ist die Sache natürlich nicht, aber manchmal gibt es politische Entscheidungen, die einen daran denken lassen, dass deren Urheber nicht zur Kategorie "Mensch" zählen können. Aus dem österreichischen Sozialministerium kam ein Erlass, der zunächst von der Öffentlichkeit unbemerkt blieb, aber nun, da die von ihm Betroffenen immer zahlreicher werden, umso stärker für Aufsehen sorgt. Ich zitiere den "standard" und die "Austria Presseagentur":

"Kindergeld gibt es für Ausländer laut Gesetz nur dann, wenn sich "der Elternteil und das Kind (...) rechtmäßig in Österreich aufhalten". Als Bestätigung des rechtmäßigen Aufenthalts verlangt das Sozialministerium eine so genannte "NAG-Karte". Der Haken daran: Eine solche Karte muss nach der Geburt erst beantragt werden - und dafür haben die Eltern laut Fremdenpolizeigesetz sechs Monate lang Zeit. Diese Übergangsfrist wurde im Kinderbetreuungsgeldgesetz allerdings entweder vergessen oder ignoriert.

Weitere Verschärfung: Vor der Beantragung der NIG-Karte ist allerdings noch ein Eintrag des Kindes im Pass der Eltern notwendig. Das kann in den jeweiligen Vertretungsbehörden des Herkunftslandes passieren. Das Problem: nicht alle Botschaften machen diese Einträge in Österreich. Staatsbürger von Mazedonien müssen beispielsweise den Eintrag vor Ort beantragen und wären damit gezwungen, Österreich zu verlassen.

Der Sprecher des Sozialministeriums, Heimo Lepuschitz, sieht darin kein Problem: Sozialleistungen bekomme nur, wer legal in Österreich sei. Die Tatsache, dass die Neugeborenen gemäß Paragraph 30 Fremdenpolizeigesetz sehr wohl legal im Land sind, lasse ihn unbeeindruckt, so das ORF-Radio. Eine rückwirkende Auszahlung stellt für Lepuschitz einen grundsätzlichen Bruch mit dem österreichischen Sozialsystem dar. Dazu, dass die Leistungen bis August sehr wohl rückwirkend ausbezahlt worden sind, wollte er sich nicht äußern. Eine Änderung sei daher auch nicht nötig, sagte Lepuschitz."

Sehr fein. Eine neue Höchstleistung an Unmenschlichkeit und institutionellem Rassismus. Bei den Hilfsorganisationen häufen sich Berichte von Müttern, die wegen dieses Erlasses des Sozialministeriums die Wohnung verloren haben. Es gibt immer mehr Fälle von Babys und Kleinkindern, die nicht mehr krankenversichert sind. Sozialministerin in Österreich ist immer noch Ursula Haubner, die Schwester des Kärntner Landeshauptmannes Jörg Haider. Immer noch, weil sich die Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP in die Länge ziehen und somit Schüssels Gruselkabinett einfach im Amt bleibt. Die Partei von Frau Haubner und ihrem Bruder, das BZÖ, hat im Wahlkampf die Deportation von 300.000 Ausländern gefordert. "Mit dem Bus, der Bahn oder dem Auto", wie es der nominelle Vorsitzende dieser xenophoben Gang, der Simmeringer Großintellektuelle und Massenvernichtungsfrisurträger Peter Westenthaler, ausgedrückt hatte. Und die Noch-Kanzlerpartei ÖVP, ihrem Selbstverständnis nach "christlich-sozial", sieht diesem inhumanen Treiben feixend zu. Ist doch wurscht wenn vor Weihnachten ein paar tausend herbergsuchende Ausländerinnen samt Babies produziert werden. Wichtig ist, dass die rechten und rechtsextremen Haberer des Herrn Schüssel zufrieden sind. Allerhöchste Zeit, dass diese Bande aus den höchsten Ämtern der Republik gejagt wird, notfalls mit dem sprichwörtlichen Nassen Fetzen.

Montag, November 27, 2006

"Nimm dir noch ein Stück von meinem Herz"


Heute mal keine Politik, sondern ein kleiner Text, den ich über Janis Joplin geschrieben habe. Viel Spaß (und falls nicht, ist es mir auch egal).

Wie kaum eine andere Persönlichkeit in der Geschichte der Rockmusik steht Janis Joplin für das bereits 1955 vom Rockabilly-Sänger Faron Young in einem song verewigte Rebellen-Motto "live fast, love hard, die young!" Die Bluesröhre aus Texas hat verdammt schnell gelebt, verdammt intensiv geliebt und ist verdammt jung gestorben. Im zarten Alter von 27 Jahren fiel sie einer Ünberdosis Heroin zum Opfer.

Janis wächst behütet in der kleinen texanischen Ölstadt Port Arthur heran. Mit der Pubertät kommen die ersten Schwierigkeiten. Die junge Janis fühlt sich eingeengt, hält sich für hässlich und vergräbt sich in ihrem Zimmer, um immer und immer wieder alte Bluesplatten anzuhören. Das spießige Klima der 50er Jahre, das in Texanischen Kleinstädten noch stärker zu spüren ist als anderswo, veranlasst die rebellische junge Frau, sich nach Gegenwelten umzusehen. Kaum dass sie den High School-Abschluss in der Hand hat, haut sie ab nach Kalifornien, jenem wundersamen Land, wo angeblich alles anders ist. Und tatsächlich: Joplin trifft in L.A. auf seltsame Gestalten, die Beatniks, quasi die Urhippies, die auf Bongos trommelnd im Park hocken und Haschisch rauchen. Janis fühlt sich zum ersten Mal wohl unter anderen Menschen, kehrt aber im Herbst 1961 zurück nach Texas, um in Austin zu studieren. Aber statt ihren Büchern widmet sie sich mehr und mehr dem Blues und dem Folk, beginnt stark zu trinken und tritt in Clubs und Cafes auf, wo erstaunte Zuhörer erstmals mit ihrer drei Oktaven umfassenden Stimme konfrontiert werden. Zu dieser Zeit erfährt Janis eine Verletzung, die sie nie vergessen sollte: Eine straighte Studentengruppe nominiert sie für den Titel "hässlichster Mann an der Uni". Grund genug für sie, auf den Campus und die stupiden männerbündischen Strukturen dort endgültig zu scheißen.

1963 zieht es Janis wieder nach Kalifornien, wo sie untere anderem mit dem späteren Gitarristen der Jefferson Airplane, Jorma Kaukonen, ein Techtelmechtel hat und Bekanntschaft mit Amphetaminen macht, nach denen sie rasch süchtig wird. 1965 schließlich erleidet sie einen gesundheitlichen Zusammenbruch und kriecht erstmal wieder bei Mama und Papa in Texas unter. Rasch erholt sich ihr junger Organismus wieder und für eine Zeit lang schafft sie es, von Alkhohol und Speed fern zu bleiben. Doch im Frühjahr 1966 lernt sie Roky Erickson und seine 13th Floor Elevators kennen, Psychdelic-Pioniere, die Janis mit der wilden Welt von LSD bekannt machen. Sie tritt ein paar Mal mit dieser Freak-Truppe auf und denkt ernsthaft daran, voll einzusteigen, als sie wieder einmal den unwiderstehlichen Ruf von der Westküste vernimmt. Eine Band namens "Big Brother & the Holding Company" lässt anfragen, ob sie denn Lust hätte, als Leadsängerin zu fungieren. Sie stimmt zu und verlässt die "Elevators", was sicher eine gute Entscheidung ist wenn man bedenkt, dass deren Mitglieder wenig später in Irrenhäusern und Gefängnissen enden sollten.

San Francisco 1966 ist ein ausbrechender Vulkan an Kreativität und Irrsinn, überall schießen Hippiekommunen aus dem Boden, politische Aktivisten rüsten zum Widerstand gegen den Vietnamkrieg und den Kapitalismus an sich, eine ganze Generation wendet sich von den Werten ihrer Eltern ab und einem radikalen, von halluzinogenen Drogen angefeuerten Hedonismus zu. Janis bewegt sich in dieser Atmosphäre wie ein Fisch im Wasser. Schon bald gehören "Big Brother" zu den Hausbands der Gegenkultur, vor allem aber der Gesang von Joplin zieht die Leute in seinen Bann. Nie zuvor hat man sowas gehört, nie zuvor hat eine Sängerin so viel Sex, Verletzlichkeit und Aggression ausgestrahlt. Der Auftritt der Band beim "Monterey Pop Festival" wird zum Triumph, rund 200.000 Menschen werden Zeugen, wie Joplin und ihre Jungs ein explosives Set spielen, dessen Höhepunkt wohl der Blues-Klassiker "Ball and Chain" ist. Unter den 200.000 befindet sich auch Albert Grossman, ein ausgebuffter Manager, der auch Bob Dylan repräsentiert, und der erkennt sofort das kommerzielle Potential der Band. Er verschafft ihr einen Plattenvertrag, doch das Debut schafft es nur auf Platz 60 der Billboard-Charts.

Der große Durchbruch kommt erst 1968 mit dem Album "Cheap Thrills", einer wahren Rock-Offenbarung, bei der von der Musik bis hin zum von Robert Crumb gestalteten Cover alles stimmt. Mit Liedern wie "Another piece of my heart", "the combination of the two" und "Ball and Chain" toppt die Platte wochenlang die Hitparade, der rockige Sound kommt an und schafft den Spagat zwischen Kommerz und Street Credibility, was auch der berühmte Sticker auf dem Cover andeutet: "Approved by Hells Angels". Janis genießt jetzt ihren Ruhm in vollen Zügen, nimmt allerlei Drogen und hat Sex mit unzähligen Männern und Frauen. Sie verhält sich ganz so wie es ihre männlichen Kollegen tun, ist nicht das passive Mädel, sondern eine aggressive Aufreißerin. Ihre Mitmusikanten von "Big Brother" geben sich jedoch so sehr dem Exzess hin, dass sie unzuverlässig werden und bei Konzerten patzen, was Janis eiskalt mit der Gründung einer neuen Band beantwortet. 1969 erblickt die "Kozmic Blues Band" das Licht der Bühnenscheinwerfer, und mit dieser Truppe tourt Joplin das ganze resrtliche Jahr über und tritt auch in Woodstock auf. Die LP "I got dem ol` kozmic Blues again Mama" wird ein Riesenhit. Trotzdem erkennt Janis, dass sie sich auf einem gefährlichen Weg befindet, und sie entsagt für ein paar Monate den Drogen, fängt eine Romanze mit Kris Kristopherson, dessen Lied "me & Bobby McGee" sie zum Welthit machen sollte, an und arbeitet an ihrem neuesten Album, "Pearl". Zu der Zeit trifft sie auch in New York mit Leonard Cohen zusammen, der sie bedrängt, mit ihm zu schlafen. "Ich tue es normalerweise nur mit attraktiven Männern", sagt sie ihm, "aber für dich mache ich eine Ausnahme". Vom Blowjob, den er bekommt, ist Cohen so begeistert, dass er darüber ein Lied schreibt.

Im Herbst 1970 hält Joplin es nüchtern nicht länger aus und besorgt sich wieder Heroin. Was sie nicht weiß: Der Stoff ist extrem rein. Am 4. Oktober setzt sie sich damit einen Schuss, der ihr letzter sein sollte. Tags darauf wird sie in ihrem Hotelzimmer tot aufgefunden. Die LP "Pearl" wird, nicht zuletzt wegen der Evergreens "Me & Bobby McGee" und "Mercedez Benz" posthum zu Janis` größtem Erfolg. Ihr Tod jedoch schockt die Musikwelt und Millionen Fans auf der ganzen Welt. Die Frau, die den Blues für weiße Mädchen entdeckt und bewiesen hat, dass wilder, befreiender Sex nicht unbedingt reine Machosache sein muss, hinterlässt eine Leere und das bittere Gefühl, dass die 60er endgültig vorbei sind. Und viele begreifen nun, dass die Sache mit dem "live fast, love hard, die young" durchaus ernst werden kann. Eric Burdon kommentiert den Tod seiner Kollegin mit folgenden, sehr treffenden Worten: "Janis starb nicht an einer Überdosis Heroin, sie starb an einer Überdosis Janis".

Sonntag, November 26, 2006

The sun never shines on the poor

Gerade im "standard" folgende Meldung gelesen: "Einkommensunterschiede in Österreich haben sich weiter vergrößert. Nach Daten des Wirtschaftsforschungsinstituts sind seit 1995 nur die obersten fünf Prozent der Einkommen leicht um 1,2 Prozent gestiegen. Stark gestiegen um 5 Prozent sind demnach überhaupt nur die obersten ein Prozent der Einkommen. Die Niedrigsteinkommen dagegen sind seither netto und um die Inflation bereinigt um 17 Prozent gefallen."

Das ist keine schöne Entwicklung. Und sie wird weitergehen. An einer echten Bekämpfung der Armut scheint niemand mehr interessiert zu sein. Der Aktienkurs muss stimmen, das ist alles, was noch zählt. Aber die verarmenden Massen brauchen nicht zu verzweifeln. Sie können ja Lotto spielen, denn angeblich ist "alles möglich". Und wer doch kein Lottomillionär wird, kann sich in jedem Baumarkt preisgünstig einen Strick kaufen, an dem er oder sie sich dann still und unauffällig aufhängt. Bloß keinen Wirbel machen, schön alles schlucken, schließlich ist man ja selbst schuld, oder?

Donnerstag, November 23, 2006

Fuck the poor - give to the rich

Wenn Politiker etwas "gut" finden, ist Obacht angebracht. Der deutsche Arbeitsminister Franz Müntefering (SPD) findet es laut "spiegel" "natürlich gut", dass das Bundessozialgericht die Klage einer Frau, deren Arbeitslosengeld (Hartz IV) auf 345 Euro abgesenkt worden war, abgeschmettert hat. Der Sozialdemokrat im Brustton der Überzeugung: "Der Regelsatz von 345 Euro monatlich plus Wohngeld ist sorgfältig berechnet worden. Das ist ja keine willkürliche Festsetzung, sondern das gründet sich auf eine Einkommens- und Verbrauchsstatistik". Dass jemand von diesen finanziellen Brotkrumen leben oder gar ein bisschen am gesellschaftlichen und kulturellen Angebot teilnehmen könne, das mag sich diese Mensch gewordene Verhöhnung sozialdemokratischer Werte vielleicht im Dienstmerzedes auf dem Weg vom Lobbyistenlunch zum Galadinner des Arbeitgeberverbandes zusammenfantasieren, wahrer wird es deswegen nicht.

Dass auf die Armen und Benachteiligten geschissen wird, ist mittlerweile parteiübergreifender Konsens in allen westlichen Demokratien. Auch in Österreich soll der Sozialstaat ja, nachdem ÖVP und BZÖ/FPÖ bereits gründlich Vorarbeit geleistet haben, nach dem Willen der SPÖ weiter zurückgefahren werden. Unter dem Mogeltitel "Grundsicherung" wollen die österreichischen Pseudosozis ein Modell durchdrücken, dass Hartz IV recht ähnlich ist. Kein Grundeinkommen wird hier angedacht, wie von paranoiden Sozialdarwinisten befürchtet, sondern bloß eine bürokratische Vereinfachung durch das Zusammenlegen von Notstands- und Sozialhilfe. Die glücklichen Bezieher der "Grundsicherung" sollen nach den Plänen der SPÖ gezwungen werden, zuvor jegliches eventuell vorhandene Vermögen in Bares umzusetzen, bevor auch nur ein Euro ausbezahlt wird. Da werden einige Wohnungsspekulanten günstig zu neuen Zinsobjekten kommen. Das hat mittlerweile auch die ÖVP kapiert und kann sich nun "mit der Grundsicherung anfreunden", und in Kärnten haben die SPÖ und Jörg Haiders BZÖ bereits ein entsprechendes Modell beschlossen.

Mittwoch, November 22, 2006

Kärnten wird einsprachig, lei lei

Vor den Nationalratswahlen hat der Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider in ganzseitigen Zeitungsinseraten angekündigt: "Kärnten wird einsprachig". Nun geht er daran, dieses allen Nationalisten und geistig zurückgebliebenen Deutschtümlern gegebene Versprechen umzusetzen. Heute hat der alternde Polit-Alleinunterhalter die zweisprachige Orstafel von Schwabegg/Zvabek abmontieren und durch eine rein deutschsprachige ersetzen lassen. Unter der Ortstafel wurde ein winziges Zusatzschildchen mit der Aufschrift "Zvabek" angebracht, als Symbol dafür, wie sich die Kärntner Slowenen nach Haiders Meinung selbst sehen sollten: Klein und bloß ein geduldetes Anhängsel der "deutschen" Kärntner, der "Mehrheitsbevölkerung".

Seit mehr als 100 Jahren wird an der Entslowenisierung Kärntens gearbeitet. Mal mit Mord und Vertreibung, mal mit Symbolik. Vor wenigen Tagen wurde in der zweisprachigen Gemeinde St. Michael ob Bleiburg ein neues Gemeindehaus eingeweiht. Der Neubau ist - im Gegensatz zum alten Amtshaus - nur mehr auf deutsch beschriftet. Der katholische Pfarrer, der den Neubau segnen sollte, nutzte den Festakt zu einer Protestaktion: Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift "Kärnten/Koroska". Die anwesenden Politiker aller Parteien verließen sofort den "Tatort" und beschimpften den Priester wüst. Solcherart ist also das Klima in Kärnten. Nur zur Erinnerung: Wir schreiben das Jahr 2006.

Montag, November 20, 2006

Amoklauf: Gelernt, ein "Verlierer" zu sein


"Das einzigste, was ich intensiv in der Schule beigebracht bekommen habe, war, dass ich ein Verlierer bin". Diesen grammatikalisch nicht ganz koscheren Satz aus dem Abschiedsbrief des 18jährigen, der am Montag in einer Realschule im Münsterland um sich schoss, mehrere Menschen verletzte und sich schließlich umbrachte, sollte man sich merken. Was ist dem jungen Mann widerfahren, dass er sich für einen "Verlierer" hält, einen loser, der nur noch mit der Waffe in der Hand meint, sein Selbstwertgefühl wiederherstellen zu können? Wird diese Frage gestellt werden? Oder werden die Politiker, die Berufswortspender und die Medienschreihälse doch wieder bloß die Schuld weit von sich und vom System weisen? Wer wird diesmal "verantwortlich" sein? Computerspiele? Rockmusik? Horrorfilme? Alleinerziehende Mütter? Die Mondphasen? Die Sündenbockjagd ist eröffnet. Die Brutalisierung der Gesellschaft durch immer mehr und immer mehr zur Normalität werdende "Friedenseinsätze" der Bundeswehr und durch den Abbau des Sozialstaates sowie die hurtig vorangetriebene Unterteilung der Menschen in "nützliche Gewinner" und "unnütze Schmarotzer", sprich "Verlierer - all das hat niemals nicht etwas mit der Zunahme solcher Wahnsinnstaten zu tun, nicht wahr?

Samstag, November 18, 2006

Essen kann ihre Gesundheit gefährden


Die EU-Gesundheitsminister warnen wieder einmal. Diesmal nicht vor Impotenz, Lungenkrebs und Kommunismus durch Tabakgenuss, sondern vor der Fettleibigkeit. "Die Gesellschaft kann sich die Folgekosten, die durch Übergewicht verursacht werden, nicht mehr leisten", ließen Europas oberste Anbeter von Äskulap (ja ich weiß, eigentlich Asklepios) jüngst verlautbaren. Na da schau her! Was dürfen wir uns nun an Aktivitäten zur Rettung der Aktienwerte der Versicherungsgesellschaften erwarten? Eine Trennung von Esser- und Nichtessertischen in Restaurants? Striktes Fressverbot in öffentlichen Gebäuden? Eine Warnung auf allen Lebensmitteln a la "Esser sterben früher - die EU-Gesundheitsminister"?

Ja, Übergewicht IST ein gesundheitliches Risiko. Rauchen ebenso, und Saufen und Autofahren und Vögeln ohne Kondom. Aber ist es wirklich notwendig, die Menschen, die in den meisten Fällen eh unter ihrem Körpergewicht bzw. ihren Süchten leiden, durch die Aussage "wir wollen uns euch nicht mehr leisten können" eins in die Fresse zu ballern? Und mal grundsätzlich: Weshalb können "wir" uns die Folgekosten von Übergewicht nicht mehr leisten, eine militärische Aufrüstung der EU aber schon? Die Behandlung von Kranken soll unbezahlbar sein, aber wir nehmen es hin, dass einige wenige nicht wissen, was sie mit ihren Milliarden anfangen sollen? Unfreundliche Grüße an die EU-Gesundheitsminister vom zehn Kilo zuviel wiegenden, rauchenden und gerne mal ein Bier kippenden Lindwurm.

Dienstag, November 14, 2006

Disneys Wunderhund

Jetzt klaue ich mal schamlos beim Blog des deutschen Autors und - Angeberei ahoi - Freundes von mir, Torsten Dewi und bringe auch meiner geschätzten Leserschaft dieses Wunderwerk des genetic engineering näher. Schaut euch diesen Wunderhund mal genau an! Ja-ha: "Disney hat den ersten Hund ohne Arschloch gezüchtet" (Dewi). Ein Hoch auf die sittenstrengen Kinderfreunde aus den USA!

Montag, November 13, 2006

Der Lindwurm war "faul"

Ich entschuldige mich bei meinen hunderttausenden Leserinnen und Lesern für die lange Postingpause. Ich hatte viel zu tun. Nun ja, nicht wirklich viel, aber wie sang einst die großartige Band "Traffic"? "Sometimes I feel so uninspired". Das kann auch einem großen Wurm geschehen, aber don´t panic, I´m back!

Ansonsten gibt es folgende Dinge zu vermelden: Ich hatte netten Besuch (Mitglieder des Irrenforums www.badmovies.de schauten vorbei), bin dank Rückerstattung meines Führerscheins wieder mobil und beobachte mit großem Erstaunen, dass 1. sich die Regierungsbildung in Österreich immer noch als extremst schwierig erweist und 2. der Pressesprecher der SPÖ Kärnten Zeitungsmeldungen zufolge Kohle unterschlagen haben soll. Es gilt die Unschuldsvermutung, doch die fristlose Kündigung des Herren spricht für sich. Der Lindwurm hatte genau diesen Job übrigens auch mal, und auch er wurde rausgeschmissen. Allerdings wegen Krankheit und nicht wegen Malversationen. Aber wie man sieht, hat die Partei ja einen perfekten Nachfolger engagiert. LOL.

Montag, November 06, 2006

Ein kleiner Putsch in Wien

Österreichs Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) gab am Sonntag eine Pressekonferenz. Deren Inhalt: Er wolle als provisorischer Kanzler im Amt bleiben, bis die Untersuchungsausschüsse im Parlament zu den Eurofightern und den Bankenskandalen abgehandelt seien. Dies könne "durchaus bis Weihnachten oder noch ein zwei Wochen ins neue Jahr hinein" dauern, so der Mann, dessen Partei bei den Wahlen am 1. Oktober 8,1 Prozent verlor und mit dem bisherigen Koalitionspartner, dem politischen Haider-Sondermüll BZÖ, keine Mehrheit mehr zustande bringt. Soviel kaltschnäuzige Demokratieverhöhnung hätte ich selbst diesem Mann, dessen Partei in ihrem Parlamentsklub ein Foto des Austrofaschisten und Arbeitermörders Dollfuß hängen hat, nicht zugetraut.

Es hilft zwar vermutlich nichts, aber ich mache es dennoch: Ich ersuche Herrn Bundespräsident Heinz Fischer, diesem gespenstischen Unfug ein Ende zu bereiten und entweder SPÖ-Chef Alfred Gusenbauer mit der Bildung einer Minderheitsregierung zu beauftragen, oder aber ein Expertenkabinett einzusetzen, das das Land verwaltet, bis die Untersuchungsausschüsse vorbei sind. Es darf nicht hingenommen werden, dass Schüssel einfach ein Wahlergebnis ignoriert und sich durch das Verhindern einer neuen Regierung an der Macht hält. Das riecht nämlich verdammt nach einem kleinen Novemberputsch.

Der Verdacht erhärtet sich, dass die ÖVP und ihr stets devoter Partner BZÖ durch die Untersuchungsausschüsse die Aufdeckung grober Unregelmäßigkeiten befürchten. Es gilt natürlich die Unschuldsvermutung, doch wenn vor kurzem bekannt wurde, dass die Werbeagentur von Haider-Intimus Gernot Rumpold von Mittelmännern des Eurofightergeschäfts mehr als sechs Millionen Euro zugeschanzt bekommen hat, die geldwerte Leistung dieser Agentur aber zumindest fragwürdig erscheint, dann ist zu erahnen, was da noch alles im Dickicht von Vertragsanbahnungen, Provisionen und möglicher illegaler Parteieinfinanzierung zu finden sein könnte. Man hat das Geefühl, in einem schlechten Film zu seitzen, in dem die Bösen noch so lange am Ruder bleiben wollen, bis zumindest die allerärgsten Dokumente durch den Reißwolf gejagt werden konnten.